• Home
  • Selbstheilender Kalkputz mit Bacillus-Pasteurii: Wände, die Risse schließen und CO₂ aus der Luft binden
admin Juni 11, 2025 0 Comments

Haarrisse im Putz sehen nicht nur unschön aus – sie öffnen auch den Weg für Feuchtigkeit und Schimmel. Der neue biologische Kalkputz mit eingebetteten Sporen von Bacillus pasteurii repariert solche Mikroschäden von selbst: Sobald Feuchte eindringt, erwachen die Sporen, bilden Calciumcarbonat – und „verkitten“ die Risse innerhalb weniger Tage. Nebenbei wird CO₂ aus der Raumluft dauerhaft in Kalkstein umgewandelt – ganz ohne Chemikalien oder Energieeinsatz.

1. Zusammensetzung des Bio-Kalkputzes

  • Bindemittel: Sumpfkalk CL 90-S, luftgetrocknet
  • Bakterielle Komponente: Sporen von B. pasteurii (10⁶ KBE g⁻¹) + Nährsalz-Kapseln (Harnstoff & Calciumlaktat)
  • Faserverstärkung: 0,3 % Flachsfasern, Länge 8 mm
  • Körnung: Marmorsand 0–0,8 mm, Anteil 65 %
  • Additiv: Zelluloseether – offene Zeit 60 min
  • Dicke Nassauftrag: 3–5 mm, spezifisches Gewicht 1 450 kg m⁻³

2. Funktionsprinzip der Selbstheilung

Durch Haar­risse gelangt Feuchtigkeit an die eingekapselten Sporen. Diese keimen aus und spalten Harnstoff – der pH-Wert steigt, Calciumionen werden frei und reagieren mit CO₂ zu Calcit. Das entstehende Kristallnetz wächst quer zum Riss und dichtet ihn bis zu einer Breite von 0,6 mm ab. Der Prozess läuft bei Temperaturen von 5–35 °C und dauert je nach Breite 24 – 96 h.


Mikrografie: Calcit-Kristalle verschließen einen 0,3 mm breiten Putzriss

3. Vorteile des Bakterien-Kalkputzes

Vorteil Beschreibung Praxisnutzen
Selbstheilung Risse ≤ 0,6 mm schließen autonom Keine Spachtel- oder Malerarbeiten mehr
CO₂-Senke Karbonatisierung + Bio-Kalzifizierung bis −7 kg CO₂ m⁻² kompensiert
Feuchtepuffer Sumpfkalk sorbiert 120 g m⁻² RHG stabil bei 45–55 %
Alkalisch pH ≈ 11 Schimmelschutz ohne Biozide
Diffusionsoffen sd = 0,05 m Ideal für Innendämmung aus Naturfaser

4. Fallstudie: Altbau-Loft (Baujahr 1905) in Dresden

  • Fläche: 72 m² Innenputz auf Ziegel
  • Montage: Einlagiger Auftrag 4 mm + Kalkfarbe
  • Ergebnisse nach 9 Monaten:
    • Anzahl sichtbarer Risse > 0,2 mm: von 38 → 2
    • CO₂-Spitzenwerte (Abendbetrieb): 1 320 ppm → 880 ppm
    • Schimmelsporen in Luft: −70 % lt. DGUV 14-003

5. DIY-Anleitung: 10 m² Wand in 4 Schritten

  1. Untergrund prüfen: Fest, saugfähig, frei von Gipsspuren; ggf. vornässen.
  2. Putz anrühren: 7 l Wasser / 25 kg Sack, 5 min ruhen lassen.
  3. Auftragen: Glättkelle oder Spritzgerät, Schicht 4 mm; Oberfläche mit Schwammbrett filzen.
  4. Trocknen: 48 h bei ≥ 8 °C, dann diffusionsoffene Kalkfarbe rollen.

Kosten: ≈ 5,80 € m⁻², Arbeitszeit: ~ 3 h + Trocknung.

6. Pro / Contra

Aspekt Pro Contra
Instandhaltung Repariert sich selbst Risse > 0,6 mm erfordern Nacharbeiten
Ökologie Unerreicht niedriger CO₂-Footprint Sumpfkalk trocknet langsamer als Zement
Verarbeitung Lange Offenzeit Empfindlich gegen Zugluft in ersten 24 h
Kosten Einsparung Malerarbeiten Materialpreis +20 % ggü. Standardkalk
Optik Mineralischer Mattlook Kleinere Kalksinter – regelmäßig nachstoßen

7. Gesundheit & Nachhaltigkeit

  • VOC-frei – rein mineralisch & bakteriell.
  • Antiallergen – hohes pH-Milieu hemmt Milben.
  • Recycling – Schutt als Kalkdünger oder Zuschlagstoff.

8. Zukunft: Putz 2.0

  • Graphenfaser-Netz – Rissüberbrückung bis 1 mm.
  • Sensorpigment – Farbumschlag bei Carbonatisierung, zeigt „heilende“ Zonen.
  • 3D-Spritzroboter – vollautomatischer Auftrag in Altbaugewölben.

Fazit: Wände, die mitdenken

Der selbstheilende Bakterien-Kalkputz vereint Baukultur und Mikrobiologie: Er repariert feine Risse von allein, verbessert das Raumklima und bindet dauerhaft CO₂. Ideal für Altbausanierung und ökologischen Neubau – und für Heimwerker, die nach einmaligem Auftragen lange Ruhe wollen.